Betrifft alle Händler: Der Widerrufsbutton soll kommen!
Die Europäische Union plant die Einführung eines Widerrufsbuttons für alle Fernabsatzverträge. Dabei soll der Händler dem Verbraucher künftig eine neue Schaltfläche online bereitstellen, mittels derer er den geschlossenen Vertrag „per Knopfdruck“ widerrufen kann. Worum es im Detail geht und warum diese neue Funktion, die dann jeden Online-Händler betreffen dürfte, in der Praxis erhebliche Probleme bereiten wird, erläutern wir gerne.
Auch mal ans Abschaffen denken
Beitrag von Jens-Uwe Noll
01.10.2024, 12:51 Uhr
Ich warte eigentlich auf den Tag, an dem die nervige Widerrufsbelehrung ganz angeschafft wird. Das ist doch nun mal Gesetz, dass man widerrufen kann. Das weiß jeder. Bei allen anderen Alltagsfragen steht doch auch kein Belehrer parat und quasselt dir Dinge vor, die du eh schon weißt. Das gleiche gilt "für Risiken und Nebenwirkungen ..." Leute, wo sind wir hingekommen. Als Kind bin ich auf jeden Baum geklettert. Da stand immer einer unten mit dem blöden Satz: "Fall bloß nicht runter!" Und dann noch die Zustimmungen zur Datenschutzangelegenheiten. Es ist Zeit für vernünftigen Menschenverstand, satt Überregulierung.
Und welche Pflicht obliegt dem Kunden?
Beitrag von Chris
31.03.2023, 19:58 Uhr
Als Onlinehändler bin ich es gewohnt Retouren zu erhalten, aber wo bleibt eigentlich die Pflicht für die Verbraucher (inkl. Rechtsfolgen bei Nichteinhaltung), die Ware auch wirklich zurückzusenden? Wenn der Verbraucher den Button „mal eben schnell“ klicken kann, dann gibt er damit eine eindeutige Erklärung ab. Wo aber ist der Verbraucher (schriftlich mit Banner und Bestätigung) verpflichtet, die widerrufene Ware auch tatsächlich zurückzusenden? Oft genug widerrufen Verbraucher ihre Bestellung aber melden sich dann doch nie mehr und schicken auch nichts zurück. Manchmal würde ich solche Fälle am liebsten auf dem Rechtsweg zur Rückgabe zwingen, denn auch schon die Bearbeitung des eingehenden Widerrufs kostet schon Zeit und Geld. Es wird so getan als ob alle Onlinehändler Verbrecher sind. Dass auch Kunden die Händler „abzocken“ durch alle möglichen Tricks, das interessiert offenbar niemanden… Schade…
Finde die Idee gar nicht so schlecht
Beitrag von Andre
31.03.2023, 10:39 Uhr
Möglicherweise mache ich mich jetzt unbeliebt, aber ich finde die Idee gut. Sowohl aus Händler als auch aus Verbraucher Sicht.
Wir als Händler müssen regelmäßig Vertrauen bei Kunden wieder richten, weil andere Händler sich beim Thema Widerruf (und Gewährleistung) nicht korrekt verhalten (haben). D.h. wir leisten Aufklärungsarbeit bei zu uns gewechselten Kunden, weil an anderer Stelle dieses verloren gegangen ist und wir so dafür sorgen können und müssen aus gewechselten Gast-Kunden, begeisterte Stammkunden zu machen. Außerdem: Wenn ein Kunde innerhalb der Widerrufsfrist widerrufen will, wieso sollte ich es ihm nicht so einfach wie möglich machen? Warum sollte ich ihm als Händler Steine in den Weg legen, wenn die Entscheidung gefallen ist?
Aus Verbraucher Sicht finde ich die Lösung toll. Wie oft gab es Probleme mit Händlern, die einen Widerruf nicht oder nicht zeitnah bearbeiten wollten, oder sich auf das Bestell- und nicht das Zustelldatum für den Widerruf berufen haben. Dann geht Zeit durch Schriftverkehr oder das Einschalten von Plattformen (z.B. ebay) oder Zahlungsdienstleister (z.B. PayPal) verloren. Ich vermute fast jeder, der online schon geshoppt und etwas widerrufen hat, sich damit plagen musste. Ein Button wird das Problem glaube ich besser angehen. Zumal der Händler sowieso den Widerruf noch einmal bestätigen muss also verstehe ich das Problem mit Feiertagen, Wochenenden usw. nicht ganz.
Viele Shops haben sowieso schon ein Widerrufsformular, der Button wäre fast dasselbe in einem etwas anderen Gewand. Einfach weil fast alle Shops auf einer E-Commerce Software basieren, die laufend weiterentwickelt wird und rechtliche Neurungen betrifft. Wenn das Thema EU-weit Relevanz hat, ist anzunehmen, dass sich hier sehr schnell Lösungen der einzelnen Anbieter etablieren werden.
Die beiden großen Fragen sind für mich als Händler: Wird es überhaupt möglich sein Gast-Konten anzubieten? als Kunde: Werden einzelne Händler einen workaround finden den Button aufzuweichen oder "zu umgehen", so wie sich das leider mit dem "Kündigungsbutton" für Verträge seit Mitte 2022 entwickelt?
Was mit Veträgen die ohne Registrierung (Konto im Online Shop) abgeschlossen werden?
Beitrag von Christoph
30.03.2023, 22:56 Uhr
Bei mir kaufen viele Kunden die Ware ohne ein Konto in dem Online Shop. Wie sollte dann dem Kunden Widerruf-Button angezeigt werden? Eine Option, wenn Button immer da ist, ist möglich und ziemlich leicht umzusätzen. Aber die vorgeschlagene Lösung ist eigentlich nicht machbar für normale Online Shops.
Herr
Beitrag von Werner Hermann
30.03.2023, 21:42 Uhr
Ein anderer Punkt:
Heute sind oft auch Gast-Bestellungen möglich. Es wird im WebShop keine Kunden-Konto angelegt sondern nur eine Email erzeugt. Ich mag das ja - wenn kein Kundenkonto existiert, kann es auch nicht gehackt werden oder die Daten abgegriffen werden. Die Möglichkeit streichen wir dann mal.
Ein anderer Aspekt: Was wenn das Shop-System gewechselt wird ? Z.B. auch weil es Sicherheitslücken gibt ? Oder auch nur ein Backup eingespielt wird ? Dabei könnten vereinzelt Bestellungen verloren gehen.
Typisch EU. Für die großen ( A ) mag es passen, Kleine werden in den Hintern gebissen. Oder anders: Einkaufen für Verbraucher wird bald nur noch bei Amazon bzw dem Marketplace ( oder vergleichbar ) möglich sein.
Unausgegoren und nicht realisierbar
Beitrag von Heiko K.
30.03.2023, 20:50 Uhr
Ein Anmelden im Kundenkonto darf nicht gefordert werden? Ja wie zum Kuckuck soll ein Händler prüfen können, ob der Widerrufsbutton eingeblendet werden darf, oder nicht. Zudem müsste dann den Kunden vorgeschrieben werden, ein Kundenkonto verpflichtend anzulegen, damit überhaupt ein Abgleich erfolgen kann.
Wir haben ein elektronisches Widerrufsformular und das sollte völlig ausreichen. Da können mir die Eurokraten mir ihren unausgegoren Furzideen gestohlen bleiben.
Inhaber
Beitrag von Andre Osthues
30.03.2023, 19:20 Uhr
Ein totaler Wahnsinn. Nicht nur überflüssig, kostentreibend und problemstiftend, nein, auch ein Bärendienst in Sachen Klimapolitik. Denn ich lasse mich zu der steilen These hinreißen, dass es sowohl zu einem höheren Aufkommen an Retouren als auch zu einer höheren Vernichtungsquote von Waren im Allgemeinen kommen dürfte. Wem soll das helfen? Sagen wir wie es ist: Nicht zu Ende gedacht und absolut idiotisch.
Wird wohl katastophal werden.
Beitrag von Stephan Mair
22.03.2023, 11:54 Uhr
Ich verkaufe Ware auf Maß und auch Ware, die widerrufen werden kann. Wie soll das dann bitte gehen? Komplett daneben, unsere Politker, realitätsfern hoch 100.
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