Österr. Verpackungsrecht: Bevollmächtigte für ausländische Online-Händler erforderlich
Tipp: Weiterführende Informationen finden Sie hier: "FAQ zur Verpackungslizenzierung in Österreich"
Seit 2023 müssen Händler ohne Sitz in Österreich für den Versand an österreichische Verbraucher einen Bevollmächtigten für die Verpackungslizenzierung bestellen. Wir zeigen in diesen FAQ, welche Verpackungen und Handelsparten von dieser Pflicht betroffen sind und wie eine rechtskonforme Umsetzung gelingt.
Inhaltsverzeichnis
- Verpackungsrechtlicher Bevollmächtiger in Österreich seit 2023
- Wer muss einen Bevollmächtigten in Österreich bestellen?
- Wo ist die Pflicht zur Bestellung eines Bevollmächtigten geregelt?
- Gilt die Pflicht der Bevollmächtigtenbestellung nur für Online-Händler aus der EU oder weltweit?
- Was tut der Bevollmächtigte und wozu dient er?
- Wer kann als Bevollmächtigter bestellt werden?
- Kann eine österreichische Zweigniederlassung als Bevollmächtigter fungieren?
- An wen kann ich mich zwecks der Bestellung eines Bevollmächtigten wenden?
- Was kostet die Bestellung und Unterhaltung eines Bevollmächtigten in Österreich?
Verpackungsrechtlicher Bevollmächtiger in Österreich seit 2023
Werden Verpackungen mit Ware befüllt und an Endverbraucher in Österreich versendet, entsteht Verpackungsmüll, der nach österreichischem Verpackungsrecht lizenzierungspflichtig ist.
Um den anfallenden Verpackungsmüll also an einem ordnungsgemäßen Entsorgungskreislauf beteiligen zu können bzw. für die dafür anfallenden Kosten aufzukommen, sind Lizenzgebühren in Österreich zu entrichten.
Seit 2023 dürfen Online-Händler ohne Sitz in Österreich diese Lizenzierung nicht mehr selbst vornehmen, sondern sind verpflichtet, für in Österreich gegenüber Endverbrauchern in Verkehr gebrachtes Verpackungsmaterial einen Bevollmächtigten zu bestellen, der für sie die Abwicklung der verpackungsrechtlichen Pflichten übernimmt.
Wer muss einen Bevollmächtigten in Österreich bestellen?
Betroffen von der Pflicht zur Bestellung eines sind Versandhändler,
- die keinen Sitz und keine Niederlassung in Österreich haben und
- Waren oder Güter in Österreich an private Letztverbraucher im Rahmen des Fernabsatzes übergeben und hierfür
- Haushaltsverpackungen nutzen.
Die gleiche Pflicht trifft auch ausländische Versandhändler, die (unabhängig vom verwendeten Verpackungsmaterial) Einwegkuntsstoffprodukte (Feuchttücher, Luftballons, Tabakprodukte und/oder Fanggeräte) direkt an Letztverbraucher in Österreich vertreiben.
Wo ist die Pflicht zur Bestellung eines Bevollmächtigten geregelt?
Die Pflicht zur Bestellung eines verpackungsrechtlichen Bevollmächtigten in Österreich für ausländische Online-Händler ergibt sich aus § 16b der österreichen Verpackungsverordnung.
Gilt die Pflicht der Bevollmächtigtenbestellung nur für Online-Händler aus der EU oder weltweit?
Die Pflicht gilt für jeden Online-Händler mit Sitz in einem anderen Land als Österreich, der Verpackungsmaterial in Österreich gegenüber Endverbrauchern in Verkehr bringt.
Die Pflicht ist nicht nur auf Händler aus anderen EU-Mitgliedsstaaten beschränkt.
Was tut der Bevollmächtigte und wozu dient er?
Der Bevollmächtigte übernimmt für ausländische Online-Händler, die Verpackungen gegenüber österreichischen Endverbrauchern in Verkehr bringen, sämtliche verpackungsrechtliche Verpflichtungen.
Er ist also insbesondere für die Erfüllung der Verpackungslizenzierungspflichten des Online-Händlers zuständig und fungiert als unmittelbare Kontaktperson für die behördliche Kommunikation. Auch muss er, sofern erforderlich, die verpflichtenden Verpackungsmengenmeldungen tätigen.
Damit gilt der Bevollmächtigte als Vertreter des ausländischen Online-Händlers in Österreich, der im fremden Namen mit Wirkung für den Händler die Erfüllung der verpackungsrechtlichen Händlerpflichten in Österreich sicherzustellen hat.
Die Regelung soll eine lückenlosere Pflichtentreue ausländischer Online-Händler mit Versandtätigkeiten nach Österreich sicherstellen und die bessere behördliche Kontrolle einer gesetzeskonformen Lizenzierungspraxis ermöglichen.
Wer kann als Bevollmächtigter bestellt werden?
Als Bevollmächtigter kann jede natürliche oder juristische Person bestellt werden, die
- ihren Sitz in Österreich hat
- über eine österreichische Zustelladresse verfügt
- für die Einhaltung österreichischer Verwaltungsvorschriften gemäß § 9 des österreichischen Verwaltungsstrafgesetzes verantwortlich ist und mit
- mit einer hinreichenden und notariell beglaubigten Vollmacht bestellt ist
Die beglaubigte Vollmacht muss in deutscher oder englischer Sprache verfasst sein.
Aus ihr muss das Folgende hervorgehen:
- der Umfang der Bevollmächtigung wie insbesondere die jeweilige Sammelkategorie des Verpackungsmaterials
- die ausdrückliche Zustimmung des Bevollmächtigten, die Verpflichtung der ihn bestellenden Person wahrzunehmen, sowie
- die vertragliche Sicherstellung, dass dem Bevollmächtigten das Recht zum Abschluss von die Person verpflichtenden Verträgen eingeräumt wird und alle zur Erfüllung seiner Aufgaben erforderlichen Unterlagen und Mittel zur Verfügung gestellt werden, ersichtlich sind
Wichtig ist, dass ein ausländischer Online-Händler nur einen verpackungsrechtlichen Bevollmächtigten für Österreich bestellen kann. Es ist also nicht möglich, zwei österreichische Bevollmächtigte parallel zu beschäftigen. Andersherum kann ein Bevollmächtigter die österreichischen verpackungsrechtlichen Pflichten aber für mehrere ausländische Personen übernehmen.
Bei erfolgreicher Bestellung eines österreichischen Bevollmächtigten wird dieser mit allen relevanten Daten zur Person und zur Erfüllung der verpackungsrechtlichen Pflichten in ein spezielles Register eingetragen.
Kann eine österreichische Zweigniederlassung als Bevollmächtigter fungieren?
Nein. Hat ein nicht österreichisches Unternehmen eine Zweigniederlassung in Österreich, kann diese nicht als verpackungsrechtlich Bevollmächtigter beauftragt werden.
Zwar handelt es sich bei einer Zweigniederlassung um einen räumlich getrennten, organisatorisch weitgehend verselbständigten Teil eines Gesamtunternehmens. Sie verfügt aber über keine eigene Rechtspersönlichkeit.
Die Bevollmächtigtenstellung setzt den Status einer eigenständig rechtsfähigen natürlichen oder juristische Person dahingegen ausdrücklich voraus.
An wen kann ich mich zwecks der Bestellung eines Bevollmächtigten wenden?
Bringen Sie als Händler ohne Sitz in Österreich Verpackungen gegenüber österreichischen Endverbrauchern in Verkehr, müssen Sie einen Bevollmächtigten in Österreich bestellen.
Eine solche Bestellung wird von der Deutschen Handelskammer in Österreich sowie diversen privatwirtschaftlichen Lizenzierungssystemen (Reclay, Take-e-Way etc.) angeboten.
AuthoriseMe übernimmt Dienstleistung als Bevollmächtigter
Unternehmen, die sich nicht sicher sind, ob sie von dieser Regelung betroffen sind, können sich jederzeit mit dem von Reclay empfohlenen Dienstleister "AuthoriseMe" in Verbindung setzen. AuthoriseMe verfügt über langjährige und internationale Expertise im Bereich der erweiterten Herstellerverantwortung (Extended Producer Responsibility – EPR).
Das Experten-Team bietet als Dienstleistung für Kundinnen und Kunden an, die Abwicklung der Verpflichtungen als Bevollmächtigter im Namen des auftraggebenden Unternehmens zu übernehmen.
Mehr Informationen zum Angebot finden Sie hier.
Was kostet die Bestellung und Unterhaltung eines Bevollmächtigten in Österreich?
Preislich setzt sich die Bestellung aus einer eimaligen Bestellgebühr, Notarkosten für die Beglaubigung der Vollmacht und einer jährlichen Servicepauschale zusammen.
Die Höhe der Bestellgebühr und jährlichen Servicepauschale hängt von der in Verkehr gebrachten Verpackungspauschale ab und beträgt in etwa einmalig 80-160€ + 60 – 200€/Jahr.
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28 Kommentare
Was die sich in Bezug auf die Verpackungsverordnung da haben einfallen lassen behindert nur die Handel.
Wie ich hier mitbekommen habe, haben nicht nur wir den Direktversand nach Österreich eingestellt.
Man fragt sich, was die Sesselpupser in Brüssel sich noch für Schwachsinnigkeiten einfallen lassen um den innereuropäischen Handel zu unterminieren.
Alles lief doch gut - dann soll sich die EU nicht einmischen. Aber mit Verpackungen kann man super Geld machen. Als ob das überhaupt jemanden stören würde. Wir verkaufen nach Österreich. Österreichische Händler verkaufen nach Deutschland. Verpackungen werden von Deutschland nach Österreich geschickt und umgekehrt.
Es lief scheinbar zu gut. Das können Bürokraten nicht ab. Da muss dann Sand ins Getriebe.
Erlassen wir einfach mal ein paar dumme Gesetze (EU-Verp.verordng.) und versehen die mit hohen Strafen, damit sich kein Unternehmer erdreistet aus der Reihe zu tanzen.
Und dann schaffen wir eine Möglichkeit, das zentral zu kontrollieren (OSS-Verfahren).
Man sollte die allesamt in die Wüste schicken.
Auch wenn die Weiterleitung Privatsache ist und von dieser dämlichen Verordnung nicht betroffen ist.
Den Idioten in der EU-Kommission ist alles zuzutrauen.
Was hieran stört ist nicht die Summe, die zu bezahlen ist - in Griechenland sind es gleich 1.000 Euro plus notarielle Beurkundung plus griechischem Steuerberater für die jährliche Abrechnung (die alle nicht umsonst arbeiten) - in Österreich ist es der Bevollmächtigte. In allen anderen EU-Staaten kann der Bevollmächtigte z.B. der Online-Händler selbst sein. Nur in Österreich muss der auch noch einen Sitz in Österreich haben oder dort wohnen.
Noch dämlicher konnten die das nicht umsetzen. - Da war für uns dann Schluss.
Kontrollieren könnte es der Staat über das OSS-Verfahren - sofern die Umsätze EU-weit über 10.000 Euro liegen. Denn wenn dorthin Steuern abgeführt werden, dann muss auch eine Lizenz erworben werden. So ist es ja auch mit Lucid und dem Dualen System. Du musst dich registrieren - da achtet schon deine Konkurrenz drauf und zeigt dich an, wenn du dich nicht registrierst.
Über die Registrierung wird dann bei den Dienstleistern für Rücknahme- und Verwertungspflichten gegen geprüft.
In den letzten 10 Jahren kam nie etwas Gutes dabei heraus, wenn die EU Regelungen, Verordnungen oder Gesetze erlassen hat.
Schert euch nicht um diesen Blödsinn, das hat nur einer mit Connections installiert, der ein lukratives Geschäft mit der Bevollmächtigung gesehen hat. Die eigentliche Gefahr ist, dass das im umgekehrten Fall genauso eingeführt werden kann, was uns in AT weit mehr schmerzen wird als die Händler in DE.
Manche Händler aus Deutschland liefern nicht nach Österreich. Wie ist das möglich?
Kann in der EU die Umsetzung nicht ähnlich zu der des OSS aussehen? Man meldet bei einer zuständigen Stelle in seinem Land, die Mengen für jedes einzelne Land, in welches verkauft wurde?
Die Verwaltungskosten machen beim Großteil der Händler doch den größeren Teil, als die lizenzierten Verpackungen aus. Das ist doch nicht im Sinne des Gesetzes.
Gleichzeitig sieht man fast nur Mitbewerber die sich nicht registrieren, weil sie nicht wissen, können oder Geld sparen wollen.
An wen kann man solche Verbesserungsvorschläge in der EU am Besten vorbringen?
VG, Finn
Warum AT sich selbst in die Steinzeit zurück versetzt erschließt sich mir nicht.
Da verzichten wir lieber auf Kunden aus AT (so leid es uns tut), als diesen Weg mit zu gehen. Irgendwo muss mal gut sein!
Bestraft werden wieder die kleinen Händler und Hersteller. Traurig!!!!
falls es noch andere gibt, die diesen Registrierungs-, Verwaltungs- und Kostenwahnsinn stoppen möchten, kann die zugehörige EU-Verpackungsverordnung im Entwurfsstadium noch bis zum 28 Februar 2023 unter folgendem Link kommentiert werden. Sicher hilft jeder einzelne Kommentar, wenn es nur genug werden: https://ec.europa.eu/info/law/better-regulation/have-your-say/initiatives/12263-Verringerung-von-Verpackungsabfallen-Uberprufung-der-Vorschriften_de
Nach langer Vorlaufzeit gibt es ja nun das one-stop-shop Verfahren und wir dachten, dass wir nun endlich auch in andere europäische Länder liefern können und jetzt das...
Wäre es nicht ein leichtes, dass Verpackungsmengen gleich im one-stop-shop Verfahren mitgemeldet werden und es so eine zentrale Abgabe gibt? Die Beträge würden dann ebenfalls an die einzelnen Länder abgeführt und diese können das Geld dann in den Umweltschutz investieren. So könnten auch kleine und mittlere Unternehmen europaweit tätig sein.
Es geht ja nicht darum, dass der Umweltschutz nicht wichtig ist, sondern darum, dass kleine und mittlere Unternehmen diesen Verwaltungs- und Kostenaufwand nicht stemmen können.
Sehr schade, dass in Europa kleinen Unternehmen keine Chance mehr gegeben wird, die im Gegensatz zu den ganz große, auch noch fleißig Steuern zahlen. ein Abschieds-Newsletter von unseren österreichischen Kunden wird gerade erstellt :((
Als wir die PKW-Maut für nicht-DE Fahrzeuge einführen wollten, waren die lautesten Proteste aus AT zu hören ...
Wenn sich ein Land die Zugangsbedingungen selbst so erschweren möchte - nun denn, gutes Gelingen dabei nach AT.
wir sind liefern als Großhändler Spielwaren an Geschäftskunden in Österreich. Sehe ich das richtig, dass diese Art des Handels nicht von dem neuen Gesetz erfasst wird?
Was macht der Vertreter außer Geld kassieren? Zählt der Verpackungsmengen?
Das ist Abschottung von Österreich.
Wir stoppen die Lieferungen, da es bei den Versandmengen günstiger ist nicht zu liefern.
also wir stellen ab 1.1.2023 den Versand nach Österreich und alle anderen Länder in der EU ein, die zu viel Bürokratie walten lassen. D.h. für mich: keinen Versand mehr nach: AT, BG,CY, GR,ES, LUX,LV, PL, SE und SK.
Gerade für Kleinstmengen wäre eine pauschale Abgabe wünschenswert. Im besten Fall europaweit.
Bei diesem Text zur österreichischen Verpackungsnovelle z.B.
Auszug aus dem Inhaltsverzeichnis
I. Was ändert sich für Online-Händler bei Versand nach Österreich im Januar 2023?
Werden Verpackungen mit Ware befüllt und an Endverbraucher in Österreich versendet, entsteht Verpackungsmüll, der nach österreichischem Verpackungsrecht lizenzierungspflichtig ist.
Um den anfallenden Verpackungsmüll also an einem ordnungsgemäßen Entsorgungskreislauf beteiligen zu können bzw. für die dafür anfallenden Kosten aufzukommen, sind Lizenzgebühren in Österreich zu entrichten.
Ab dem 01.01.2023 sind Online-Händler mit Sitz außerhalb Österreichs verpflichtet, für in Österreich gegenüber Endverbrauchern in Verkehr gebrachtes Verpackungsmaterial einen Bevollmächtigten zu bestellen, der für sie die Abwicklung der verpackungsrechtlichen Pflichten übernimmt.
IX. Was kostet die Bestellung und Unterhaltung eines Bevollmächtigten in Österreich?
Preislich setzt sich die Bestellung aus einer eimaligen Bestellgebühr, Notarkosten für die Beglaubigung der Vollmacht und einer jährlichen Servicepauschale zusammen.
Die Höhe der Bestellgebühr und jährlichen Servicepauschale hängt von der in Verkehr gebrachten Verpackungspauschale ab und beträgt in etwa
einmalig 80-160€
+ 60 – 200€/Jahr.
Fertig. Danach kann man sich immer noch dem gesamten Text widmen.
Gilt das auch für Briefversand sowie Luftpolstertaschen als Briefversand nach Österreich?
LG und danke für eine Antwort
Danke für den hilfreichen Artikel!
wenn ich Österreich nun nur noch auf Abholung setze, wäre dieses Rechtskonform? Bestellen könnte man ja, auch aus Österreich.
Bin auf die Antwort gespannt
wenn Österreich meint so ein Firlefanz machen zu müssen, kann man Kunden aus Österreich irgendwie ausschließen? Bzw. Lieferungen nach Österreich?
Wenn man im Jahr nur sehr geringe Margen dort platziert macht das keinen Sinn.
Vg und Danke Herr Engel