Verlust der Warensendung auf dem Transportweg – Was müssen Händler beachten?
Welche Folgen hat es, wenn die Ware auf dem Transportweg verloren geht? Dabei muss zwischen dem Vertragsverhältnis des Händlers zum Kunden einserseits und dem Vertragsverhältnis des Händlers zum beauftragten Transportunternehmen andererseits unterschieden werden.
Inhaltsverzeichnis
- Bei B2B-Geschäft: Käufer trägt grundsätzlich das Transportrisiko
- Bei Verbrauchsgüterkauf: Verkäufer trägt grundsätzlich das Transportrisiko
- Mögliche Ansprüche des Verkäufers gegenüber dem Transportdienstleister
- Nachforschungspflicht des Frachtführers
- Rechte des Verbrauchers gegenüber dem Verkäufer
- Fazit
Bei B2B-Geschäft: Käufer trägt grundsätzlich das Transportrisiko
Handelt der Käufer beim Kauf der Ware als Unternehmer und soll die Ware vom Verkäufer an die vereinbarte Lieferadresse versendet werden, geht die Gefahr des zufälligen Untergangs und der zufälligen Verschlechterung der verkauften Ware gemäß §§ 446, 447 I BGB auf den Kunden über, sobald der Verkäufer die Sache dem Spediteur, dem Frachtführer oder der sonst zur Ausführung der Versendung bestimmten Person oder Anstalt ausgeliefert hat.
Demnach trägt in solchen Fällen grundsätzlich der Käufer das Transportrisiko. Geht die Ware auf dem Transportweg verloren oder wird diese auf dem Transportweg beschädigt, muss der Verkäufer hierfür nicht mehr einstehen, da er seine vertraglichen Leistungspflichten bereits mit der Übergabe der Ware an den Transportdienstleister erfüllt hat. Eine Haftung des Verkäufers käme dann nur noch in Betracht, wenn er die Ware nicht sachgemäß verpackt oder eine falsche Lieferadresse angegeben hätte.
Bei Verbrauchsgüterkauf: Verkäufer trägt grundsätzlich das Transportrisiko
Beim Verbrauchsgüterkauf finden die Regelungen der §§ 446, 447 I BGB gemäß § 475 II BGB mit der Maßgabe Anwendung, dass die Gefahr des zufälligen Untergangs und der zufälligen Verschlechterung nur dann auf den Käufer übergeht, wenn
- der Käufer den Spediteur, den Frachtführer oder die sonst zur Ausführung der Versendung bestimmte Person oder Anstalt mit der Ausführung beauftragt hat und
- der Unternehmer dem Käufer diese Person oder Anstalt nicht zuvor benannt hat.
Demnach geht die Gefahr des zufälligen Untergangs und der zufälligen Verschlechterung der verkauften Ware grundsätzlich erst mit Übergabe der Ware an den Kunden oder eine empfangsberechtigte Person über.
Es ist also grundsätzlich dem Verkäufer zuzurechnen, wenn die Ware auf dem Transportweg verloren geht oder beschädigt wird.
Diese Regelung dient dem Verbraucherschutz und rührt daher, dass der Verkäufer über Art und Weg der Beförderung entscheidet und dabei den Beförderer auswählt. Er kann zudem eine Transportversicherung abschließen und dies im Kaufpreis kalkulieren, während der Käufer hierauf keinerlei Einfluss hat. Die Transportgefahr geht demnach grundsätzlich erst dann auf den Käufer über, wenn er den Besitz der gekauften Sache erlangt. Der Verkäufer wiederum kann sich im Falle des Verlustes an den Transportdienstleister (Frachtführer) halten.
Mögliche Ansprüche des Verkäufers gegenüber dem Transportdienstleister
Die Ansprüche des Verkäufers gegenüber dem Transportdienstleister ergeben sich in erster Linie aus den speziellen Vorschriften der §§ 407 ff. HGB zum Frachtvertrag. Danach ist der Frachtführer gegenüber dem Verkäufer verpflichtet, das Gut innerhalb einer vereinbarten Frist oder sofern keine Vereinbarung getroffen wurde, innerhalb der Frist abzuliefern, die einem sorgfältigen Frachtführer unter Berücksichtigung der Umstände vernünftigerweise zuzubilligen ist, vgl. § 423 HGB.
Der Verkäufer kann das Gut als verloren betrachten, wenn es weder innerhalb der Lieferfrist noch innerhalb eines weiteren Zeitraums abgeliefert wird, der der Lieferfrist entspricht, mindestens aber zwanzig Tage, bei einer grenzüberschreitenden Beförderung dreißig Tage beträgt, § 424 I HGB.
Der Frachtführer haftet gemäß § 425 I HGB für den Schaden, der durch Verlust oder Beschädigung des Gutes in der Zeit von der Übernahme zur Beförderung bis zur Ablieferung oder durch Überschreitung der Lieferfrist entsteht. Hat bei der Entstehung des Schadens ein Verhalten des Absenders oder des Empfängers oder ein besonderer Mangel des Gutes mitgewirkt, so hängen die Verpflichtung zum Ersatz sowie der Umfang des zu leistenden Ersatzes davon ab, inwieweit diese Umstände zu dem Schaden beigetragen haben (§ 425 II HGB).
Zu beachten sind aber auch die besonderen in §§ 426 ff. HGB geregelten Haftungsausschlüsse bzw. Haftungsbeschränkungen, auf die sich der Frachtführer ggf. berufen kann.
Nachforschungspflicht des Frachtführers
Sofern der Verlust einer Sache bekannt wird, muss der Frachtführer unmittelbare Nachforschungen anstellen. Hierzu gehören unter anderem eine Dokumentationspflicht, sowie Recherchen bei Mitarbeitern, wie der Verlust zustande gekommen sein könnte.
Diese Nachforschungen können allerdings eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen, was dem Käufer oftmals nicht zumutbar ist, da er die Sache dringend benötigt oder fest mit deren Eintreffen rechnet.
Rechte des Verbrauchers gegenüber dem Verkäufer
Liefert der Verkäufer die Ware nicht fristgerecht an den Käufer, so kann der Käufer ggf. die Rückzahlung des bereits gezahlten Kaufpreises verlangen bzw. dessen Zahlung verweigern. Dabei ist zu berücksichtigen, dass der bereits gezahlte Kaufpreis vom Verkäufer grundsätzlich nur dann zu erstatten ist, wenn der Käufer nach fruchtloser Fristsetzung zur Lieferung wirksam vom Kaufvertrag zurückgetreten ist oder wenn feststeht, dass die Lieferung wegen Verlustes der Ware unmöglich und der Verkäufer damit von seiner Lieferpflicht befreit ist.
Zweiteres wird man in der Regel erst nach Abschluss des Nachforschungsverfahrens feststellen können. Wenn der Käufer bis dahin aber bereits wirksam vom Kaufvertrag zurückgetreten ist, muss der Verkäufer dem Käufer den Kaufpreis erstatten und kann damit nicht bis zum Abschluss des Nachforschungsverfahrens warten.
Fazit
Geht bei einem Versendungskauf eine Warensendung auf dem Transportweg verloren, hängen die Rechtsfolgen zunächst einmal davon ab, ob der Käufer bei Vertragsschluss als Verbraucher oder als Unternehmer gehandelt hat. Hat der Käufer als Unternehmer gehandelt, haftet der Verkäufer ab Übergabe der Ware an den Transportdienstleister grundsätzlich nicht mehr für den Verlust oder die Beschädigung der Ware. Hat der Käufer dagegen als Verbraucher gehandelt (Verbrauchsgüterkauf), so haftet der Verkäufer dem Käufer grundsätzlich auch nach der Übergabe der Ware an den Transportdienstleister für den Verlust oder die Beschädigung der Ware.
In diesem Fall kann sich der Verkäufer zur Regulierung seines Schadens an das Transportunternehmen halten. Hierbei sind allerdings die speziellen Regelungen der §§ 407 ff. HGB zum Frachtvertrag zu berücksichtigen. Der Verbraucher kann nach fruchtloser Fristsetzung vom Kaufvertrag zurücktreten und den ggf. bereits gezahlten Kaufpreis zurückverlangen. Der Verkäufer ist seinerseits aber nicht mehr verpflichtet, dem Verbraucher eine andere als die bereits versandte Sache zu liefern.
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12 Kommentare
ich habe als Privatverkäufer eine BüWa an den Käufer geschickt. Dieser hatte die Wahl, ob er die BüWa oder den versicherten Versand mit Sendungsverfolgung wählt. Wer trägt nun, da die Sendung verloren gegangen ist, das Verlustrisiko und muss somit dafür aufkommen?
MfG
wir haben als Unternehmen ein Notebook für über 2000 Euro gekauft. Der Kauf erfolgte via Email an unseren Vertriebler, der eigenmächtig die Versandmethode wählte, die nicht in der Autragsbestätigung stand. Zudem hat der Verkäufer das Notebook im einfachen Umkarton versandt, was aus unserer Sicht zum Diebstahl einläd. Das geht aus der Pakrtgrösse und dem nachgesendeten Ersatznotebook hervor, welches ebenfalls im einfachen Umkarton kam. Das Gerät ist natürlich verloren gegangen.
Wer haftet hier, vor allem wegen der unzureichenden Verpackung.
Mit freundlichen Grüßen
Mb
Ich habe vor einer Woche etwas verkauft. Ich als Verkäufer und die Käuferin haben über keinen Versand gesprochen oh versichert oder unversichert. Das Paket habe ich also unversichert versendet nun Ist das Paket weg, wer muss mit dem Risiko leben ?
Verkäufer weigert sich mir das Geld zu erstatten, obwohl der Verkäufer in der Lieferpflicht ist bzw. ich den Kauf fristgerecht storniert habe, und der Verkäufer den Frachtführer gewählt hat. Keine Hilfe von ebay und paypal, es heisst ich solle warten bis das Paket wieder beim Empfänger ist. Verkäufer muss sich die Ware von DHL erstatten lassen, weigert sich aber mir meine Rückzahlung zu erstatten. Es sind jetzt fast 4 Wochen rum. Meine Geduld ist am Ende. Bitte um Hilfe, muss ich zum Anwalt? Gruß
wie soll ich ich im oben genannten Fall verhalten? Wenn ich jetzt der Käufer bin und vom Unternehmen etwas kaufe, mir aber ein unvollständiges Paket oder beschädigte Artikel zugeschickt wurden, geht dann die Haftung an mich über wenn ich das Paket entgegennehme?
Von außen erkennt man so etwas leider nicht immer. Und die Zeit, beim Öffnen des Pakets dabei zu sein, hat auch kein Zusteller.
bei der Versendung meiner bestellten Ware ist ein Teil des Inhaltes zu Bruch gegangen. Der Paketdienst hat die übrige Ware umgepackt und zugestellt. Beim Öffnen des Paketes ist mir sofort aufgefallen das ein Teil fehlt und das ein neuer Karton verwendet wurde da vom ursprünglichen Karton der Deckel mit meiner Anschrift abgetrennt und auf den neuen Karton geklebt wurde. Die Krönung ist aber das der Lieferschein im Paket von einem föllig anderen Kunden und Lieferant/ Händler ist und auch eine andere Anschrift beinhaltet. Mein Lieferschein ist verschwunden und somit geistern meine persönlichen Daten irgendwo rum.
Auch auf Anfrage beim Händler habe ich keine Aussage zum Datenschutz bekommen. Wie kann ich nun vorgehen?
Vielen Danke vorab.
Konkreter Fall:
mit Namen und Datum personalisierte Ware für eine Hochzeit wurde per Einschreiben 11 Tage vor der Hochzeit von mir verschickt.
Das Einschreiben ging wegen "Adresse nicht ermittelbar" an mich (Absender) zurück.
Allerdings so verzögert, dass eine erneute Zustellung rechtzeitig zur Hochzeit nicht mehr möglich und die Ware für den Verbraucher somit nicht mehr zu gebrauchen war. Ein Wiederverkauf der Ware ist wegen der Personalisierungen nicht möglich.
Die Lieferadresse war nachweislich korrekt. Der Fehler lag also m. E. bei der Post.
Bin ich zur Rückzahlung des Gesamtbetrages (Warenwert + Versandkosten) an den Verbraucher verpflichtet?
Ist die Post zum Schadensersatz in Höhe des Gesamtbetrages an mich verpflichtet?
Super Ausverkauf von Fahrrädern
( Karst**dt) Wobei ich einen sagenhaften Pres erzieht habe Anstatt 549 nur 179 € Jetzt ist aber folgendes passiert
Verkäufer veranlasst Versand direkt vom Herrsteller Dieser versendet per Hermes an mich. Ware kommt nie an. Es gibt aber einen Abliefernachweis an mich und angeblich von mir Unterzeichnet an einem Datum wo ich nachweislich im KH war. Was ist zu tuen ? Anzeige gegen Hermes ? Kann ich auf Vertragserfüllung pochen ? Verkäufer sagt ware nicht mehr lieferbar und möchte mir nach nun mehr als 30 Tagen das Geld zurückzahlen aber nur wenn ich eidesstattliche erklärung abgebe . Ist mir nicht jedoch ein Schaden durch das entgagene Angebot entstanden ? MfG