Erfahrungsbericht eines Pioniers: „Die Geschichte des DSL in Eibach Süd"
In der Juniausgabe der Chip 2006 mit dem wohlklingenden Titel "DSL für Alle" wurde beschrieben, wie DSL über WLAN "verlängert und verteilt" werden kann. Auch RA Keller wurde zu diesem Thema interviewt. Ein Chip-Leser, der in einer nicht mit DSL versorgten Region wohnte, beschloss nach Lektüre des Chip-Berichts, eigenhändig die DSL-Versorgungslücke in seinem Wohngebiet zu schließen. Nach zwei Jahren hat er nun der IT-Recht Kanzlei seinen Erfahrungsbericht zur Veröffentlichung zugeschickt. Wir danken ihm sehr herzlich an dieser Stelle!
Inhaltsverzeichnis
Nun also zur Geschichte des DSL in Eibach Süd:
"Die Geschichte des DSL in Eibach Süd
Es war einmal…….
In einem kleinen beschaulichen Weiler in der Nähe von Dorfen begab es sich, dass ein paar Baugrundstücke zum Verkauf angeboten wurden.
Der Autor dieser kleinen Geschichte begab sich also in diesen Weiler und was er sah, gefiel ihm so sehr (und auch seiner Frau), dass er ein Grundstück erwarb.
Doch da der Autor dies im Jahre 2002 tat, erkundigte er sich bei der Deutschen Telekom nach den Ausbauplänen bezüglich DSL für dieses Gebiet.
Die Gegenfrage auf die telefonische Anfrage war: „Wann wollen Sie denn dort einziehen?“
Auf die Antwort: „2003“, kam die Replik: „2003? Na, da müssen Sie nur noch ein bisschen warten, 2004 spätestens haben Sie in Eibach DSL.“
Bis hierher hatte ich bereits zwei Kardinalfehler gemacht:
1. Ich hatte mir nicht den Namen der freundlichen Kundenberaterin notiert.
2. Auch in einem kleinen Weiler wie Eibach, ist es wichtig, eine möglichst genaue Ortsangabe des anzuschließenden Grundstücks zu geben, wie wir noch sehen werden.Doch all dies war dem Autor nicht bewusst und somit wurde das Grundstück gekauft. Zugegebenermaßen, die Verfügbarkeit von DSL war nicht kaufentscheidend, aber doch ein Gesichtspunkt.
Im Jahre 2003 wurde also gebaut und im November eingezogen.
Die Beschreibung der notwendigen Schritte, um in einem Neubaugebiet einen ISDN-Anschluss zu bekommen, würde den Rahmen dieses Berichtes sprengen.
Nur so viel, trotz persönlicher Vorsprache 3 Monate vor Einzug im T-Punkt in Erding, war es nicht möglich uns mit einem funktionierenden Telefon zum Einzug zu versorgen.Ok, ist ja auch eine andere Vorwahl und 25 km weit weg….
Erst in der Woche unseres Einzugs, durch tägliches Nerven einer wirklich bemühten jungen Dame in Ingolstadt, kam dann auch der Bautrupp, um uns eine Verbindung zu legen.
Interessant war nur die Antwort des Technikers vor Ort, auf meine Frage nach DSL:
„Hier? Vergessen Sie es. Sie sind 7 km von der Vermittlungsstelle weg und der Kabelquerschnitt, der hier liegt, heißt bei uns Schamhaarverdrahtung“.Diese Nachricht war nun nicht wirklich das, was ich erwartet hätte. Aber was kann man gegen die Physik schon tun?
Licht am Ende des Tunnels
Somit wurden also die ersten Jahre mit ISDN genutzt, als ein erster Hoffnungsschimmer am Horizont erschien.
In einem Artikel der CHIP in 2006 mit dem wohlklingenden Titel: DSL für Alle, wurde theoretisch beschrieben, wie ein DSL über WLAN verlängert und verteilt werden kann.
Aufgrund dieses Artikels begann ich mit ein paar Überlegungen:
1. Wo gibt es hier den nächsten DSL-Anschluss?
2. Wie weit ist er weg?
3. Habe ich Sichtverbindung?Mit Hilfe der Verfügbarkeitsprüfung stellte sich schnell heraus, dass der nächste DSL-Anschluss in einer Entfernung von 1,5 km zu finden ist.
Und das höchstgelegene Haus in unserem Weiler hat Sichtverbindung!
Also nahm ich mit beiden Hausbesitzern Kontakt auf, die nach anfänglicher Skepsis zumindest nicht sofort Nein sagten.
Ich machte mich also über Technik, rechtliche Dinge und Kosten schlau und berief dann eine Versammlung für alle DSL Interessierten ein.
Zu dieser Versammlung erschienen doch immerhin die Vertreter von 14 Familien, unser Dorf hat eine Gesamteinwohnerzahl von ca. 170. Das Interesse war also da.
In dieser Versammlung stellte ich mein Konzept für ein DSL über WLAN vor, mit dem Ziel zumindest zu erfahren, ob für den geplanten Kosten- und Administrationsaufwand jemand mitziehen würde. Dies war wohl der Fall.
Just zu diesem Zeitpunkt erschien ein weiterer Hoffnungsschimmer am Horizont: Televersa.
Diese Firma machte Werbung für ihr Produkt: Flying DSL und dem Versprechen ganz Ostbayern damit versorgen zu können.
Nun ist jedem klar, dass eine private Initiative nicht oder nur schwer mit einem professionellen Produkt konkurrieren kann, insbesondere in Anbetracht von Kosten, Verfügbarkeit etc.pp.
Also legten wir den DSL über WLAN Plan zu den Akten und warten auf die Ausbaufortschritte von Televersa.
Bei Anfrage im Mai 2006 hieß es: „Eibach? Bei Dorfen? 4.Quartal 2006, vielleicht ein bisschen später.“
Ein bisschen später ist 2009 oder so, denn bis heute, Oktober 2008, hat es Televersa bis zu uns immer noch nicht geschafft. Gut, ich habe auch nicht mehr gefragt.
Im Jahre 2007 tat sich dann aber doch noch was. Eibach bekam normales DSL!
Nun ja, Eibach, ohne den Ortsteil in dem ich wohne und normales DSL in Sinne von Light, also 384 Kbits.
Doch den meisten reicht das verständlicherweiser vollkommen, denn die Flatrate fürs Telefonieren ist auf alle Fälle dabei.
Nur hatte unser Ortsteil damit wohl endgültig verloren, denn für ca. 10 Haushalte stellt kein Telekomprovider, der rechnen kann, eine Infrastruktur auf.
Und Funk bis zu uns, sprich doch irgendwann mal Wimax im 3,5 GHz Bereich, ist aufgrund der Topologie und Geografie doch eher Wunschdenken.
Also zurück ans Zeichenbrett. Wo war noch dieser Artikel aus der CHIP?
Einen Vorteil hatte die Entwicklung dann doch. Wir konnten die weiteren Schritte sozusagen über den Gartenzaun diskutieren, da ja die verbleibenden Interessenten alle an einer Strasse wohnten.
Und schnell waren wir uns einig:
Ich kontaktierte noch mal die beiden Hausbesitzer und hatte Glück, dass beide, obwohl sie selber inzwischen stolze Besitzer eines DSL-Anschlusses waren, uns ihre Unterstützung zusagten.
Der erste Schritt war dann die Gründung eines Vereins.
Aufgrund des Artikels in der CHIP hatte ich bereits in 2006 Kontakt zu Herrn RA Max-Lion Keller, LL.M. (IT-Recht) von der IT-Kanzlei in München aufgenommen. Dieser beriet mich umfassend über die notwendigen Maßnahmen.
Die Gründung eines Vereines war notwendig, da die Nutzung eines DSL-Anschlusses nicht einfach geteilt werden kann. Die entsprechenden AGB’s stehen dem entgegen.
Der Verein wurde im Mai 2008 gegründet und eingetragen.
Der Verein schloss dann mit den Hausbesitzern Mietverträge mit einer Mindestlaufzeit von 2 Jahren ab und begann einen zusätzlich notwendigen Antennenmasten zu installieren.
Dann bestellten wir den DSL-Anschluss, der innerhalb von 10 Tagen installiert wurde. Nun gut, das Telefon ging erst nachdem ein Adernpaar noch mal gewechselt wurde, aber es hätte mich auch gewundert, wenn bei mir mal was glatt läuft. Vielleicht hätte ich doch T-Aktien kaufen sollen?
Mit einem funktionierenden T-DSL im Rücken, wurde dann die notwendige WLAN Hardware beschafft.
Diese besteht aus 4 Richtantennen, 3 Sektorantennen und jeder Menge Linksys WRT54GL mit DD-WRT Firmware.
Im September 2008 waren wir dann soweit, dass auch Eibach Süd nun mit einer vernünftigen Geschwindigkeit im Internet unterwegs ist.
Die monatlichen Kosten betragen jetzt pro Haushalt 13,-- Euro plus 60,-- Euro Jahresbeitrag zum Verein.
Die einmaligen Kosten für die o.g. Hardware, Gründungskosten usw. bei unter 2000,-- Euro insgesamt.
Sollte also doch in ein paar Jahren irgendjemand in unserer Gegend etwas Besseres anbieten können, sind wir mit unserer Kostenstruktur nicht so teuer, dass ein Umschwenken unmöglich wäre. Aber er müsste erstmal besser sein……."
Tipp: Sie haben Fragen zu dem Beitrag? Diskutieren Sie hierzu gerne mit uns in der Unternehmergruppe der IT-Recht Kanzlei auf Facebook .
bernhard_pixler / PIXELIO
Link kopieren
Als PDF exportieren
Per E-Mail verschicken
Zum Facebook-Account der Kanzlei
Zum Instagram-Account der Kanzlei
0 Kommentare